Montag, 17. August 2020

Lösungsmöglichkeiten für Nachbarschaftsportale

https://www.leader-in-hx.eu/de/projekte/projekte/Dorf-Zukunft-Digital.php 

 Zitat: "Sie erhalten bis Mitte 2022 die Chance, digitale Anwendungen mit der Dorfgemeinschaft zu erproben, um die Daseinsvorsorge, Teilhabe und Nachbarschaftshilfe sowie das Ehrenamt und Miteinander vor Ort zu stärken."

  • Was ist nach Mitte 2022? Wie wird das Projekt fortgeführt?
  • Welche digitalen  Anwendungen? Wie sollen die angegebenen Ziele damit erreicht werden.
  • Gibt es Erfahrungswerte wie die digitalen Anwendungen diese Ziele erreichen?
  • Gibt es Studien, ob überhaupt Interesse daran besteht? Wie sehen die Ergebnisse aus? Ist es irgendwo publiziert?
  • Was wollt ihr anders als die bereits vorhandenen Nachbarschaftsportale machen? 
  • Es gibt soviele milliarden teure Social-Media-Portale. Viele sind in der Versenkung verschwunden, weil sie die Bedürfnisse der Nutzer nicht gut genug abgebildet haben. Wieso ist Höxter der Meinung, gegen die vorhandenen Portale gegenan zu kommen. Wieso sollten die Dorfbewohner nun eine kommunale Plattform nutzen, obwohl es so viele ausgereifte Portale gibt?

"wird ergänzt über eine digitale Dorfplattform (Website und App),"

  • Gibt es schon irgendwelche Vorstellungen auf welcher technischen Basis die "digitale Dorfplattform" realisiert werden  soll?
  • Die Administration ist eine Vollzeitjob. Sind schon Stellen dafür ausgeschrieben?
  • Welche Vorstellungen bestehen, was die Entwicklung solch eine App kostet?
  • Wieso eine App? Was soll eine App anders als eine Website machen?

 "Selbstorganisation die Plattformen betreiben, pflegen und Ansprechpartner im Dorf sind"

  • Das sind Vollzeitjobs, die nicht ehrenamtlich bewältigt werden können.

 

 

Die Gemeinde Dömitz/Malliß  wird ein Nachbarschaftsportal schaffen, welches die dorfinterne Kommunikation verbessern soll. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die alle Ihre Vor- und Nachteile haben. Diese will ich jetzt hier beleuchten. Grundsätzlich gibt es die folgenden Möglichkeiten:

  1. Man baut eine Website auf der Grundlage eines der bekannten Content-Management-Systeme (CMS) wie z.B. Joomla, Typo3 oder Wordpress.
  2. Man programmiert konventionell eine Website auf der Basis von HTML, PHP, SQL, Javascript.
  3. Man könnte natürlich auch eines der vorhandenen gewinnorientierten Portale nutzen
  4. Man entwickelt ein Portal, welches bundesweit genutzt werden könnte.

Content-Management-System (abgkürzt CMS)

Ein CMS ist prinzipiell dafür vorgesehen, dass viele verschiedene Personen Beiträge erstellen, ohne dass sie spezielle EDV-Kenntnisse haben müssten.
EDV-Profis behaupten immer wieder stocksteif, dass man das System ohne Vorkenntnisse beherrschen könnte und damit mal auf die Schnelle eine Website bauen könnte. Mit anderen Worten eine schlichte Lüge. Alle bekannten CMS-Systeme sind sehr leistungsfähig und je leistungsfähiger ein System ist, desto umfangreicher und komplexer wird es zwangsläufig. Mit der Komplexizität nimmt der Lernaufwand, bis man es halbwegs beherrscht, explosionsartig zu. Theoretisch kommt man ohne Programmierkenntnisse aus, aber wenn man das EDV-Vokabular und die Programmlogiken nicht kennt, wird man Verständnisprobleme bekommen. Letztlich ist man für die erste Erstellung des CMS auf einen gestandenen EDV-Profi angewiesen. (Unter 60 Tsd € brutto im Jahr nicht zu bekommen)

Für den laufenden Betrieb wird eine Vollzeitstelle benötigt, der sich um die Adminstration kümmert. Zu dieser Administration gehört z.B. Benutzerkonnten einzurichten, SPAM/Hass/Fake-Einträge zu löschen. Beiträge in falschen Kategorien in die jeweils richtige Kategorie zu verschieben. Das Projekt wird ständig wachsen und das CMS muss erweitert werden. Diese Stelle muss über den Projektzeitraum hinaus auf Dauer bestehen bleiben, weil das Projekt nicht von allein laufen und sonst einschlafen wird und der Bürger fühlt sich verschaukelt.

Programmierte Website

Der Lernaufwand, um eine Website zu programmieren ist natürlich höher. Die erste Erstellung ist auch mit Mehraufwand verbunden. aber nach meiner Einschätzung gibt es für beide Alternativen ausreichend Fachleute.

Für den laufenden Betrieb wird im gleichen Maße wie bei einem CMS ein Administrator gebraucht. Das macht keinen Unterschied.

Werbefinanzierte Portale

Mir sind zwei Portale bekannt; nebenan.de und nachbarschaft.net. Die kosten die Gemeinde natürlich nichts Und ein teurer Adminstrator ist auch nicht erforderlich.
Andererseits nervt selbstverständlich die Werbung mit der sich solche Portale finanzieren müssen. Und eine Einfluß auf Inhalte und Funktionalität hat man natürlich auch nicht.

Bundesweite Lösung

Egal welche eigene Lösung man anstrebt, ist es selbstverständlich sinnvoll keine Kleinstaaterei zu betreiben, sondern zu schauen, ob es in anderen Gemeinden schon Lösungen gibt, die man kopieren könnte. Ich träume mal, genial wäre eine bundesweite Lösung.

Ich selbst habe als Programmierer und Webdesigner jahrzehntelange Berufserfahrung und kann beides gern realisieren. Jede Lösung hat Vor- und Nachteile.

Eines ist unausweichlich, egal für welche der ersten beiden Lösungen man sich entscheidet, eine ständige Betreuung, um z.B. Benutzerprofile und Berechtigungen einzurichten, SPAM-Einträge zu löschen, Beiträge moderieren, die Website erweitern, ist immer erforderlich. Diese Betreuung muss nach Ende das Projekts fortgesetzt werden.Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: So ein Nachbarschaftsportal ist nichts, was einmal eingerichtet von allein selber weiter läuft.

Freitag, 24. Juli 2020

Humboldtsche Bildungsideale sind in der Digitalisierung immer noch aktuell


In allen Medien wird ununterbrochen nach der Digitalisierung gefragt, die bei uns in Deutschland zurück hinkt. Gewiss die Vernetzung über mobiles Netz und drahtgebundenes Netz ist eine unbedingt notwendige Infrastrukturmaßnahme. Eigentlich sollte die mobile Erreichbarkeit und das fest verdrahtete Internet zu den gesetzlich vorgeschriebenen Erschließungsaufwendungen gehören, wie Strom, Wasser und Abwasser. Leider wird diese Forderung noch nicht einmal diskutiert. Das digitale Netz darf nicht vor der letzten Milchkanne aufhören. Dieser Ausspruch von Frau Karliczek zeigt, dass die Wichtigkeit der Vernetzung immer noch nicht in der Politik angekommen ist, obwohl ständig schöne Sonntagsreden gehalten werden und vereinzeltes hilfloses Stückwerk veanstaltet wird.

Trotz dieser unvollständigen und mangelhaften Vernetzung sind die Möglichkeiten des Ist-Zustandes noch lange nicht ausgeschöpft. Das Problem ist nicht die Technik, sondern der Mensch.
Es gibt so vieles, was man kostenlos oder fast kostenlos realisieren könnte.:

Digitale Zertifikate

Die Bundesregierung hat zwar möglich gemacht, dass der Personalausweis zum digitalen Unterschreiben geeignet ist, aber fast niemand nutzt es, weil:
  1. zusätzliche Lesegeräte erforderlich sind
  2. der Bund Geld habe will
  3. nur eine Hand voll Firmen und Behörden darauf eingestellt sind.
Die Vorteile wären:
  1. Jederman wäre in der Lage, unzertifizierte E-Mails auszusortieren oder zu blockieren.
  2. Betrügereien über Internet wären fast unmöglich, weil kein Betrüger anonym agieren könnte.
  3. Briefpost wäre überflüssig.
  4. Schriftform wäre überflüssig. (Jetzt schon gesetzlich geregelt)
  5. Behördengänge weitgehend überfüssig.
Was getan werden müsste:
  1. Jederman muss zusammen mit seinem Personalausweis ein digitales Zertifikat erhalten.
  2. Damit das nicht eine reine Willkürmaßnahme wird, müssen zuerst alle Firmen und Behörden gezwungen werden, diese dig. Zertifikate lesen und akzeptieren zu können.
  3. Alle Behörden müssten mit einer bundeseinheitlichen Software ausgerüstet werden, damit alle Behördenvorgänge digital abgewickelt werden können. Der jetzige Flickenteppich muss aufgetrennt werden. In der Privatwirtschaft funktioniert das ja auch.

HomeOffice ermöglichen

(Den Begriff HomeOffice gibt es im Englischen nicht, sondern die Engländer sagen dazu: "Work at Home".) Die Forderung nach HomeOffice für alle ist unsinnig, weil HomeOffice voraussetzt, dass es keine Aktenordner beim Arbeitgeber mehr gibt und das alle Vorgänge digital abgebildet sind. In der Privatwirtschaft schon häufig realisiert, in den Behörden nur ausnahmsweise. HomeOffice ist auch mit den zur Zeit begrenzten Bandbreiten durchaus möglich.

Die Vorteile wären:
  1. Massive Kostenersparniss, wenn Dokumente nur noch digital, statt als Papier in Aktenordnern gespeichert werden.
  2. Alle Dokumente sind unternehmensweit gleichzeitig verfügbar, statt jewels nur einer einzigen Person.
  3. Der Arbeitsablauf beschleunigt sich, weil nicht mehr nach Akten gesucht werden muss.
  4. Keine Umweltbelastung durch die Fahrt zum Arbeitsplatz
  5. Mehr Freizeit für den Arbeitnehmer, weil die Fahrzeit entfällt.
Die Nachteile wären:
  1. Der Arbeitgeber kann seine Mitarbeiter nicht mehr so gut kontrollieren.
  2. Der persönliche Kontakt zum Kollegen fehlt.
  3. Zu Hause sind nicht immer geeignete Räumlichkeiten vorhanden.
  4. Kinder und Familie lenkt ab.
Die Lösung für die letzten drei Punkte sind wohnortnahe Büroräume (coworking area), die man zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen könnte. Dort könnten Angestellte verschiedener Arbeitgeber in einem Gebäude arbeiten.

Vorbereitung für die digitale Welt muss schon in der Schule beginnen.

Damit meine ich nicht, dass Schüler mit Laptap's und Schulen mit WLAN ausgerüstet werden. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, das ist nur ein Baustein von vielen. Fernunterricht ist bei Erwachsenen schon ein langjährige bewährte Praxis. Bei Schülern wurde durch die Coronakrise das zwangsläufig praktiziert. Lehrer berichteten mir, dass der Großteil der Schüler sich richtig ins Zeug gelegt haben, ein kleinerer Teil sich aber verweigert haben.
Fernunterricht, egal ob für Schüler oder für Erwachsene hat aber nichts mit einer Vorbereitung für die digitale Welt zu tun. Diese Vorbereitung könnte im Extremfall auch fast ganz ohne Technik stattfinden.
Entscheidend ist die sogenannte Medienkompetenz, also die Fähigkeit Medien immer wieder kritisch zu hinterfragen und einem weltanschauungsfreien Faktencheck zu unterziehen. Da darf auch vor Lehrinhalten kein Halt gemacht werden. Das Büffeln bis zur nächsten Klausur und dann schnellstens vergessen gibt keinen Sinn mehr. Das Humboldtsche Bildungsideal vom allseitig gebildeten Menschen muss wieder auferstehen. Bildung darf nicht verstanden werden als auswendig gelentes, nicht anwendungsbezogenes Aufzählungswissen. Nein, es muss ein Wissen sein, für das sich der junge Mensch brennend interessiert und das er lernt, nicht weil ein Notendruck dahinter steht, sondern die eigene Wissbegierde, wie es Kindern von klein auf an angeboren ist.

Diese Wissbegierde gilt es anzufeuern. Da ist der Lehrer nicht mehr der allein Wissende, sondern ein Kumpel, der selber noch in einem Kollektiv von Wissbegierigen immer weiter dazu lernt. Gut, ich gebe zu, ein schöner Traum, weil die Lehrerschaft müsste dann ein komplett anderes Selbstverständnis entwickeln. Die Kultusministerien verlieren ihre Allmacht. Auch Humboldt ist gescheitert.

Der bildungsbeflissene, wissbegierige, das Selbststudium gewöhnte Bürger braucht keine weitere digitale Bildung, das ist im Gegensatz zum schmalspurigen Nerd so selbstverständlich wie das ein- und ausatmen. Würde Humboldt noch leben, hätte er mir zugestimmt.


Donnerstag, 28. Mai 2020

Marketingstrategen sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht

Solange ich mich erinnern kann, hat der Handel mit immer ausgefeilteren Methoden versucht, den Kunden möglichst lange im Laden zu halten. Eines der Methoden ist zum Beispiel, die Regale und die Warenanordnung möglichst unübersichtlich zu gestalten, damit der Kunde sich verläuft und möglichst lange nach den Waren suchen muss, damit er Impulskäufe tätigt. Das hat in der Präinternetzeit vermutlich auch hervorragend funktioniert.

Seit dem sich der Einkauf über das Internet aber in immer größeren Bevölkerungsschichten zu einer Selbstverständlichkeit entwickelt hat, haben sich beim Kunden andere, vollkommen neue Einkaufsgewohnheiten entwickelt. Durch das Internet kommt er auf die wahnwitzige Idee, Preise zu vergleichen, was im Laden kaum möglich war. Plötzlich stellt er fest, dass er im Internet im Schnitt trotz Frachtkosten 30 bis 40% weniger bezahlen muss. Und er stellt fest, der Einkauf im Internet geht ja viel, viel schneller. Er muss nicht mehr durch die Gänge irren. Hofft, einen der wenigen Verkäufer zu finden, die ihm zeigen, wo die Ware liegt, sondern er bekommt die Ware ins Haus geliefert.

Jetzt haben Vordenker im Handel Ideen, wie man den Bezahlvorgang an der Kasse beschleunigen könnte. Das ist ungefähr das Gleiche, wie wenn man versucht, die Fahrzeit mit der Bahn um fünf Minuten von 60 auf 55 Minuten zu verkürzen, die Anfahrt- und Umsteigezeiten aber immer noch drei Stunden ausmachen. Stuttgart 21 ist solch ein Projekt.

Donnerstag, 5. März 2020

Entwicklung der christlichen Kirchen in Deutschland

Neue-Studie-zur-Entwicklung-der-christlichen-Kirchen-in-Deutschland


Ich bin vor Beginn des Erwerbslebens aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Wäre ich katholischen Glaubens gewesen, wäre ich genauso ausgetreten.
Wieso:
1.) Jedesmal wenn ich eine Predikt höre, egal ob evangelisch oder katholisch, beginnt sie mit einer lebensnahen Situation und endet aber mit total abstrakten Aufforderungen zum Gottesglauben, mit denen ich aber im Lebensalltag absolut nichts anfangen kann. Ich habe für mich nur die moralischen Leitlinien verinnerlicht, aber alles göttliche beiseite geschoben, weil für mich nicht operabel ist. Das heißt die Predikten müssten viel, viel lebensalltagsbezogener, alltagstauglicher sein.

2.) Wie sie selbst feststellen, sind beide Kirchen, Kirchen der Alten geworden, die zwangsläufig immer weniger werden. Die wichtigsten Mitglieder, die Fortbestand der Kirchen sichern könnte, sind aber jungen Erwerbstätigen und um diese kümmern sich beide Kirchen am wenigsten. Das ist natürlich löblich. Aber das wäre so, als wenn der ADAC sich um die Fahrradfahrer kümmern würden.  Die Kirchen müssten sich also zuerst um die jungen Erwerbstätigen kümmern. Zum Beispiel mit diversen Freizeitangeboten: Reisen, Festivitäten, Radtouren, Feiern usw.
Die Kirche muss sich als Dienstleister an ihren Gemeindemitgliedern verstehen, nicht umgekehrt! Die Verkündigung muss in den Hintergrund treten!
Dass die katholische Kirche sich von ihrer überholten Sexualmoral trennen muss, ob sie will oder nicht, steht ausser Frage, weil sie sonst unglaubwürdig ist.
Die Kirchen müssen wieder zum gesellschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt werden und das nicht den Fussballvereinen und Feuerwehren überlassen.

3.) Ökomene tut Not. Obwohl die Unterschiede zwischen den beiden Kirchen unüberbrückbar und prinzipieller Natur zu sein scheinen, sind die Unterschiede in den Köpfen der Gläubigen ohne Relevanz.  Ich bin überzeugt, dass der Großteil der Gläubigen eine gemeinsame christliche Kirche oder zumindest eine funktionierende Ökomene begrüßen würden.

Ich bin überzeugt, dass eigentlich alle Leitlinien für ihr eigenes Leben suchen. Die Kirchen müssen es schaffen, diese Leitlinien wieder glaubhaft zu vermitteln, dann das ist der wahre Gottesglaube.
Mit diesem Schreiben möchte ich einen Anstoss geben, dass die Kirchen wieder mit Leben gefüllt werden, denn auch ich wünsche mir einen Glauben zum Anfassen.