Donnerstag, 28. Mai 2020

Marketingstrategen sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht

Solange ich mich erinnern kann, hat der Handel mit immer ausgefeilteren Methoden versucht, den Kunden möglichst lange im Laden zu halten. Eines der Methoden ist zum Beispiel, die Regale und die Warenanordnung möglichst unübersichtlich zu gestalten, damit der Kunde sich verläuft und möglichst lange nach den Waren suchen muss, damit er Impulskäufe tätigt. Das hat in der Präinternetzeit vermutlich auch hervorragend funktioniert.

Seit dem sich der Einkauf über das Internet aber in immer größeren Bevölkerungsschichten zu einer Selbstverständlichkeit entwickelt hat, haben sich beim Kunden andere, vollkommen neue Einkaufsgewohnheiten entwickelt. Durch das Internet kommt er auf die wahnwitzige Idee, Preise zu vergleichen, was im Laden kaum möglich war. Plötzlich stellt er fest, dass er im Internet im Schnitt trotz Frachtkosten 30 bis 40% weniger bezahlen muss. Und er stellt fest, der Einkauf im Internet geht ja viel, viel schneller. Er muss nicht mehr durch die Gänge irren. Hofft, einen der wenigen Verkäufer zu finden, die ihm zeigen, wo die Ware liegt, sondern er bekommt die Ware ins Haus geliefert.

Jetzt haben Vordenker im Handel Ideen, wie man den Bezahlvorgang an der Kasse beschleunigen könnte. Das ist ungefähr das Gleiche, wie wenn man versucht, die Fahrzeit mit der Bahn um fünf Minuten von 60 auf 55 Minuten zu verkürzen, die Anfahrt- und Umsteigezeiten aber immer noch drei Stunden ausmachen. Stuttgart 21 ist solch ein Projekt.