Samstag, 5. Dezember 2015

Weihnachten als Marketinginstrument

Wie sie sich vielleicht denken können, möchte ich hier keinen Vortrag darüber halten, wie man mit dem Weihnachtsfest möglichst viel Umsatz machen kann. Das Weihnachten zur Umsatzsteigerung benutzt wird, ist unzweifelhaft. Das passiert subtil und mit allen Tricks und Kniffen. Nur um mal eine Vorstellung von der Größenordnung zu geben: "Insgesamt könne der Einzelhandel auf Umsätze von rund 17 Milliarden Euro hoffen. ", "Das Gesamtbudget (pro Haushalt) beträgt im Schnitt 423 Euro."
Quelle: http://www.wuv.de/marketing/studie_was_die_deutschen_fuer_weihnachten_ausgeben
Das möchte ich hier nicht weiter vertiefen, sondern es geht mehr darum, die Realität des ursprünglich christlichen Weihnachtsfests zu beleuchten. Das Wort "ursprünglich" enthält schon Sprengstoff.

Hat das Weihanchtsfest überhaupt noch irgendetwas christliches an sich? Darüber möchte ich heute sprechen.

Zunächts einmal haben alle Religionen ihre Feste mit den jeweils bereits vorhandenen religiösen Riten vermischt, um die jeweils neue Religion besser etablieren zu können. Die Menschen aus der jeweils anderen vorherigen Religion wurden entweder als Heiden oder Ungläubige bezeichnet. In meinen Augen eine unerhörte Arroganz, weil nicht nur alle Menschen von Geburt an gleich sind, sondern auch alle Religionen. Keine Religionsgemeinschaft hat das Recht, sich über eine andere Religionsgemeinschaft zu erheben!

Das Weihnachtsfest hat also christliche und in Anführungszeichen "heidnische" Elemente. Es ist ein mehr oder weniger wildes Verwürfeln der biblischen Geburtsgeschichte und dem Weihnachtsmann, dem Tannenbaum und den Engelchen. Was nun an dem Brauchtum irgendwie christlich ist, kann ich nicht restlos aufklären. Eigentlich auch nicht wichtig, wie sich das Brauchtum entwickelt hat. Es beschert uns eine nette Wohlfühlatmosphäre. Und das ist das eigentlich wichtige an Weihnachten. Wir haben 2 1/2 zusätzliche Feiertage und zusammen mit Sylvester die Möglichkeit, durch sogenannten Brückentage einen herrlichen Winterurlaub zu nehmen.
Die Wohlfühlatmosphäre wird nur durch den Einkaufsstress und die Verpflichtung für jedes Familienmitglied ein angemessenes Geschenk zu finden, beeinträchtigt. Dann kommt auch noch die Gefahr hinzu, dass das Geschenk nicht wertvoll genug ist. Die Geschenke müssen dem Gleichgewicht des Schreckens standhalten. Die Aufrüstungsgeschenkespirale findet kein Ende. Wenn denn die Schenkerei irgendeinen Sinn haben soll, dann müssen die Augen der beschenkten Kinder vor Freude strahlen, wenn das sehnlichst gewünschte iPhone auf dem Gabentisch liegt. Alle anderen Mitschüler in der fünften haben schließlich auch schon alle eines. Wer nicht mindestens ein iPhone oder ähnliches zu Weihnachten auftaucht, sollte sich entschuldigen und besser zu Hause bleiben. Bei den Geschenken an Erwachsene kann man froh sein, wenn ein gespieltes Dankeschön zurück kommt. Für die Kinder ist Weihnachten der Zeitpunkt, an dem man Geschenke bekommt. Für die Mütter ist Weihnachten die stressigste Jahreszeit. Auf ihren Schultern bleibt die ganze Arbeit hängen.

Was ist Weihnachten aus christlicher Sicht? Es ist die Geburt Jesu Christi, der uns den christlichen Glauben gebracht hat. Die zentrale Forderung des christlichen Glaubens ist die Nächstenliebe. Meines Erachtens nach aller Religionen. Diese Forderung zur Nächstenliebe gilt gegenüber allen Menschen, gegenüber allen Nächsten, nicht nur dem Wohlstandsbürger in der eigenen Familie, sondern wirklich allen, auch den gesellschaftlichen Außenseitern, auch den Flüchtlingen aus aller Welt. Was hätte Jesus wohl zu den Syrern gesagt, die aus einem lebensgefährlichen Kriegsgebiet zu uns fliehen? Bestimmt nicht, geh zurück und lass dich erschießen, du hast unter uns Christen nichts zu suchen. Bestimmt nicht. Die Geburt Jesu hat uns die Erkenntnis gebracht, dass das wahre Glück auf Erden nicht die Besitzstandswahrung ist. Bloß nicht irgend etwas abgeben. Bloß nicht auf den Mitmenschen zugehen. Bloß nicht ihn kennen lernen. Bloß nicht die Distanz verlieren. Nein, Jeses hat gesagt, kommt alle zu mir an meinen Tisch. Er hat alle eingeladen und hat keine Ausnahmen bei Huren, Steuereintreibern oder Flüchtlingen gemacht.
Was also hat ein Marketinginstrument Weihnachten mit dem christlichen Glauben zu tun, mit unserem christlichen Wertekanon, auf den wir so stolz sind. Ich kann da keine Schnittmengen finden. Ich habe das Gefühl, Jesus müsste erneut zu den Menschen kommen, um ihnen zu sagen, was Glaube bedeutet.

Man könnte meinen, ich wäre komplett gegen das Brauchtum, weil es nichts mit dem Christentum zu tun hat.
So ist das nun auch wieder nicht. Brauchtum ist nichts schlechtes. Es hat sich nur zu weit von dem eigentlichen christlichen Glauben entfernt.

Heute erleben wir, das Menschen, die dem Kriegstod entronnen sind, zitternd und frierend an unsere Türen klopfen. Auch Maria und Josef brauchten als Fremde eine Unterkunft für die Nacht. Sie haben Glück gehabt. Sie haben eine Nacht in einem Stall verbringen können. Was würden wir heute mit Maria und Josef machen. Wenn es nach den angeblichen Christen in unserer Gesellschaft geht, würden wir eine Obergrenze festlegen und die Schranken runter lassen, wenn einer mehr kommt. Familiennachzug, sprich Frau und Kinder wollen sie überhaupt nicht mehr in den warmen Stall hinein lassen. Dabei gibt es noch so viele warme Ställe. Durch die jahrzehntelange Landflucht gibt es in den Mittelstädten, Städten und Dörfern unendlich viel Leerstand. Mit ein wenig guten Willen, ließe sich der wieder her richten. Ich kann den Quatsch von dem angeblichen Wohnraummangel für Flüchtlinge nicht mehr hören. Nein, es gibt ein ganz anderes Problem: Es ist die Unsicherheit und Angst vor dem Fremden. Es wird dem Fremden kriminelles Verhalten unterstellt. Fragt man denjenigen, ob er schon einmal Kontakt mit dem Fremden, dem Moslem, dem dunkelhäutigen gehabt hat, wird die Frage regelmäßig verneint. In den Großstädten stammt ungefähr ein Drittel der Bevölkerung aus anderen Kontinenten. In ungefähr ein Drittel der Ehen haben die Ehepartner unterschiedliche Nationalitäten. Auch in meiner eigenen Familie nichts ungewöhnliches. Dort, wo die nationale und ethnische Vermischung der Normalfall geworden ist, lösen sich die Ängste vor dem Fremden in Luft auf, weil der Fremde nicht mehr fremd ist. Ich habe es selbst erlebt: ein Freund, er hasst Türken, Moslems, Amerikaner und Juden. Naja Hass ist zuviel gesagt, aber sie sind ihm zutierfst suspekt. Dann zog ein Türke im Nachbarhaus ein. Er hat sein Grundstück wie jeder andere bewirtschaftet. Es ergeben sich zwangsläufig auch Gespräche über den Gartenzaun. Naja er hat seine Abneigung gegen Türken noch nicht vollständig abgelegt, aber sein Nachbar ist voll in Ordnung. Genauso mit einem Afghanen. Seine Tochter war in der Schule mit einem afghanischen Mädchen befreundet. Der Vater hat seine Tochter vom gemeinsamen Spielen bei ihm zu Haus nach hause begleitet. Die Väter kamen ins Gespräch. Sie haben Tee zusammen getrunken. Ob auch Bier getrunken wurde, weiß ich nicht. Obwohl er Moslems eigentlich nicht mochte, aber dieser Mann ist voll in Ordnung. Wenn man die Chancen des Alltages nutzt, um mit seinem Nächsten ins Gespräch zu kommen, können aus Fremden Freunde werden.

Wenn wir die Chance nutzen, mit dem Fremden ins Gespräch zu kommen und aus Fremden Freunde werden, dann ist Weihnachten. Dann ist aus einer Marketingveranstaltung ein christliches Fest geworden.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

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